Ausstellung Salzwedel

Rundgang

 

Als letzte altmärkische Dampflokomotiven waren bis 1983 die Oebisfelder 41 im Magdeburger Hauptbahnhof zu sehen. Langjährige Stammleistung war der P 6454 Magdeburg - Oebisfelde, der um 16.18 Uhr Magdeburg verließ. Gebildet aus Lowa-Wagen mit Mitteleinstieg, die auch bei der Magdeburger S-Bahn eingesetzt wurden, diente er vor allem Pendlern zur Heimfahrt in die Altmark. Am 22.03.1982 war 41 1137 für die Bespannung dieses Zuges zuständig, aufgenommen bei der Anfahrt am Bahnsteig 5 des Hauptbahnhofes.
Wittenberge war bis zum Ende des Dampfbetriebes 1987 Ziel der Dampflokomotiven des Bahnbetriebswerkes Salzwedel. Auf der heute stillgelegten Magdeburger Seite des Bahnhofes Wittenberge zieht hier 50 3541 mit dem Nahgüterzug 60853 nach Stendal zur Ausfahrt vor, 12.06.1982. Vor allem durch den in den Achtzigern enorm angeschwollenen Güterverkehr war der Bahnhof Wittenberge stets voll ausgelastet.
Eine eher ungewöhnliche Leistung für die eigentlich für den schnellen Güterverkehr auf Hauptstrecken gebaute 41 war die Bedienung des Reststückes der einstigen Kleinbahn Gardelegen - Letzlingen (- Haldensleben). Hauptkunde war das Letzlinger Sägewerk, das zweimal täglich mittels Übergabezügen von Gardelegen aus angefahren wurde. 41 1055 hatte am Morgen des 14.05.1982 Leerwagen nach Letzlingen gebracht, nach dem Kopfmachen im Bahnhof geht es nun zum Anschlußgleis des Sägewerkes.
Der Pflegezustand der Salzwedeler Dampflokomotiven war in den Achtzigern nicht gerade der Beste, statt schwarz - rote gab es meist nur dunkelgrau - rostbraune Loks zu sehen. 52 8171 fährt nach längerem Rangierhalt mit ihrem Nahgüterzug 62721 Salzwedel - Stendal aus dem Bahnhof Hohenwulsch aus, 09.05.1985. Die Nahgüterzüge dieser Strecke bedienten fast jeden Unterwegsbahnhof, Güterverkehr auf der Schiene hatte in der DDR oberste Priorität.
41 1231 war die Letzte im Einsatz stehende 41 des Bahnbetriebswerkes Oebisfelde. Sie beendete 1985 die langjährige Beheimatung dieser Baureihe in der Altmark und durfte danach für die Einsatzstelle Staßfurt noch einige Jahre weiterfahren. Am 24.03.1985 fuhr sie wie jeden Morgen im Frühjahr 1985 den P 9413 von Oebisfelde nach Stendal, aufgenommen bei der Ausfahrt Möringen.
1991 durfte 41 1231 dann nochmals für einige Tage planmäßige Züge durch die Altmark befördern. Bei diesen von Eisenbahnfreunden finanzierten Einsätzen, dem sogenannten Plandampf, konnte man auf den noch im Zustand der Dampflokzeit befindlichen Strecken in der Altmark die Atmosphäre des einst alltäglichen Dampfbetriebes nacherleben. Bei Kloster Neuendorf beschleunigt die Lok den D 1446 Leipzig - Köln nach einem Kreuzungshalt im Bahnhof Jävenitz auf der damals immer noch eingleisigen Strecke, 11.05.1991.
In Oebisfelde gründete sich nach der Wende der Verein Oebisfelder Eisenbahnfreunde, der in den Neunzigern viele schöne Dampfsonderfahrten in der Altmark und darüber hinaus durchführte. Vereinslok war 50 3606, die auch bei Plandämpfen im Einsatz stand. Zum offiziellen Abschied der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte aus Sachsen-Anhalt am 06.04.1994 in Hillersleben durfte die Lok den wohl bemerkenswertesten Zug während ihrer Vereinslokzeit in Oebisfelde fahren, sie beförderte einen schweren Militärzug nach Rußland aus der Kaserne bis zum Bahnhof Haldensleben.
Häufig war 50 3606 in den Neunzigern mit Sonderzügen auf der Strecke Oebisfelde - Salzwedel unterwegs. So gab es die vor allem bei den Kindern beliebten Nikolauszüge, wie hier am 06.12.1992 in Salzwedel-Altstadt aufgenommen. Heute ist die Nebenbahn Salzwedel - Oebisfelde ohne Zugverkehr und das Empfangsgebäude des Bahnhofes dem allmählichen Verfall preisgegeben.
Beim letzten Altmark-Plandampf in Jahre 1994 wurde auch mit passenden Zügen auf den damals akut stillegungsgefährdeten ehemaligen Kleinbahnstrecken Hohenwulsch - Kalbe und Salzwedel - Dähre gefahren. 91 134 der Schweriner Eisenbahnfreunde ist mit dem PmG 6856 nach Dähre am Bahnsteig des Bahnhofes Ellenberg zum Stehen gekommen, 08.04.1994. Die Stillegung dieser Strecke ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten.
Die meistbefahrene Strecke der Altmark zu DDR-Zeiten war die Nord-Süd-Verbindung Wittenberge-Stendal-Magdeburg. In den Siebzigern wieder zweigleisig ausgebaut und in den Achtzigern elektrifiziert gab es hier starken Güter- und Reiseverkehr zwischen der Ostseeküste und den Industriezentren Mitteldeutschlands. Reisegepäck und Expressgut wurde auf dieser Verbindung separat mit den sogenannten Gepäckexpresszügen, Zuggattung Gex, gefahren. 132 002 vom Bw Schwerin fährt mit dem Gex 2735 Stralsund - Leipzig nach einem außerplanmäßigen Halt im Bahnhof Eichstedt wieder an, 25.04.1987.
Der regionale Güterverkehr brach auch in der Altmark nach der Wende in kurzer Zeit regelrecht zusammen. Mit nur drei Wagen verläßt 120 146 vom Bw Stendal als Nahgüterzug 62731 Oebisfelde - Stendal den Bahnhof Gardelegen, 05.01.1991. Zu Dampfzeiten in den Achtzigern hatte dieser Zug ab Gardelegen oft mehr als 1500 Tonnen Last.
Die ehemalige Kleinbahnstrecke Kalbe - Beetzendorf wurde bereits kurz nach der Wende stillgelegt. 1990 fuhren die "Ferkeltaxen" der Baureihe 171 meist ohne Fahrgäste durch die Gegend, bei teilweise nur noch 30 km/h Streckenhöchstgeschwindigkeit waren sie keine einfach keine Alternative zum Auto mehr. 171 005 verläßt als T 15402 nach Beetzendorf Apenburg und fährt an der ebenfalls der Wende zum Opfer gefallenen Konsum-Gaststätte Jägerheim vorbei, 27.08.1990.

1990 entfiel bei den Schnellzügen der Lehrter Bahn der Lokwechsel im einstigen Grenzbahnhof Oebisfelde, so das die Braunschweiger 218 nun bis Stendal kamen, erster Vorgeschmack der neuen Bahn. 218 247 überholt mit dem D 443 Köln - Dresden im Bahnhof Uchtspringe den Nahgüterzug 62731 Oebisfelde - Stendal mit 120 113, 17.02.1991.

Heute liegen in der Altmark parallel zur alten Lehrter Bahn die Gleise der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin - Wolfsburg. Vorbei am modernisierten Bahnhof Jävenitz fährt ein ICE-Doppel der zweiten Generation als ICE 542/552 von Berlin nach Köln/Bonn, 15.06.2010.
Größter Kunde im Schienengüterverkehr in der Altmark ist heute das Zellstoffwerk Arneburg, das riesige Mengen Holz benötigt. Täglich kommen mehrere Holzzüge aus verschiedenen Richtungen im Werkbahnhof Niedergörne an. 270082 der Osthannoverischen Eisenbahn brachte am 25.04.2010 einen Holzzug aus Richtung Westen, aufgenommen hinter Gardelegen nahe Kloster Neuendorf.

Bahnhof Salzwedel, einst und jetzt.

Am späten Nachmittag des 13.01.1985 standen 52 8171 mit dem P 7315 nach Stendal und 50 3645 mit dem P 17329 nach Wittenberge an den Bahnsteigen 2 und 4 abfahrbereit. Da der Bahnsteigtunnel im zweiten Weltkrieg zerstört wurde, mußten die Reisenden die Gleise überqueren, um zu ihren Zügen zu gelangen. So war es unter anderem Aufgabe der Bahnhofsaufsicht dafür zu sorgen, das es dabei nicht zu Unfällen kommt.

 

 

 

Eine Aufsicht gibt es heute natürlich auch in Salzwedel nicht mehr, aber immerhin im Empfangsgebäude noch eine Fahrkartenausgabe, die werktags zeitweise geöffnet ist. Die Fahrgäste können heute wieder durch einen Fußgängertunnel zu ihren Zügen gelangen. Auch an die Behinderten wurde gedacht und Bahnsteigaufzüge errichtet. Nach Oebisfelde und Wittenberge fahren heute keine Züge mehr, dafür sind die RE-Züge auf der verbliebenen Stendaler Strecke wieder nach Uelzen durchgebunden. Die Regionalbahnen von Stendal wenden in hingegen in Salzwedel, hier verläßt die Einheit 425 505/005 als RB 36263 Salzwedel wieder in Richtung Stendal, 04.09.2010.

Bahnhof Jävenitz, einst und jetzt.

Im Rahmen einer Plandampf-Veranstaltung verläßt 41 1231 mit dem P 9425 Oebisfelde - Rathenow den Bahnhof Jävenitz, 03.11.1991. Der schmucke Dorfbahnhof ist noch immer im Zustand der Dampflokzeit und wird von den dort Dienst leistenden Eisenbahnern gepflegt.

 

 

 

 

Kaum zu glauben, aber dieses Bild wurde vom exakt gleichen Standort aufgenommen. Das Empfangsgebäude mußte abgerissen werden, weil dort heute die Gleise der nicht elektrifizierten Stammbahn mit ihrem Inselbahnsteig liegen. Als einziger Witterungsschutz für die Reisenden dient heute wie auf den meisten Dorfbahnhöfen ein Buswartehäuschen, dessen Verglasung bereits dem Vandalismus zum Opfer gefallen ist. 642 699 machte am 22.08.2010 als RB 36973 Braunschweig - Stendal kurz Halt am Bahnsteig, im Vordergrund die Gleise der Schnellfahrstrecke.

Bahnhof Möringen, einst und jetzt.

Auch der Bahnhof Möringen mußte 1991 noch keine Modernisierungen über sich ergehen lassen, als bei einem Plandampf 50 3606 mit einem Güterzug von Stendal nach Oebisfelde die gepflegte Anlage passierte, 02.11.1991.

 

 

 

 

 

Anders als beim Bahnhof Jävenitz konnte in Möringen das Empfangsgebäude stehen bleiben, steht aber heute leer. Die Bausubstanz ist noch relativ gut und das Gebäude harrt seinem weiterem Schicksal. Möringen ist heute nur noch Haltepunkt an dem kurzem elektrifizierten Abschnitt der Stammbahn bei Stendal, ganz rechts ist die Hochgeschwindigkeitsstrecke zu sehen, die Stendal großzügig umfährt. Am 29.05.2010 durchfuhr 155 004 mit dem Güterzug FIR 51474 von Seddin nach Seelze den Haltepunkt.

Bahnhof Oebisfelde einst und jetzt.

1992 waren die Sperranlagen im ehemaligen Grenzbahnhof längst verschwunden. Die Gleisanlagen sahen noch so aus, wie man es seit langem gewohnt war, mit vielen Weichen, Gleisen, Stellwerken und Formsignalen. Die Magdeburger 232 640 war am 06.12.1992 mit einem Güterzug nach Seelze unterwegs und fährt in Richtung Westen aus.

 

 

 

Heute sieht das Gleisbild in Oebisfelde ganz anders aus. Wo einst die Güterzüge in Richtung Westen ausfuhren, liegen heute die Gleise der Hochgeschwindigkeitsstrecke. Es wurden viele Weichen und Gleise eingespart, das elektronische Stellwerk wird aus Berlin ferngesteuert und der Güterbahnhof ist fast ganz verschwunden. 101 001 durchfuhr am 07.12.2009 mit dem IC 144 Berlin - Schiphol den Bahnhof, im einzigen Überholgleis der Schnellfahrstrecke wartete 189 055 mit einem Staubgutzug auf die Weiterfahrt in Richtung Wolfsburg.

Bahnhof Steinfeld einst und jetzt.

Auch in Steinfeld hatte sich 1992 noch nicht viel geändert, ein typischer altmärkischer Dorfbahnhof an der Nebenbahn Salzwedel - Stendal. Am Empfangsgebäude ist noch der Schriftzug Schönfeld zu lesen, wie der Bahnhof früher einmal hieß. Vor der Teilung Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg war diese Verbindung Teil der sogenannten Amerikalinie Berlin - Bremen, einer wichtigen Hauptstrecke. Als 219 158 mit dem N 6695 Salzwedel - Stendal am 13.12.1992 den Abfahrtauftrag vom Fahrdienstleiter des Bahnhofes erhalten hatte, war die Strecke in Richtung Westen noch immer hinter Salzwedel unterbrochen.

 

 

Heute ist die Strecke wieder eine Hauptbahn, zwar größtenteils nur eingleisig, aber immerhin elektrifiziert. Die Reise kann auch wieder weiter nach Niedersachsen gehen, wo die RE-Züge von Magdeburg bis zum Bahnknoten Uelzen durchgebunden sind. Es wurde ein neuer Bahnsteig errichtet und der Bahnhof zum Haltepunkt heruntergestuft. Das ehemalige Empfangsgebäude ist heute in einem sehr schlechten Zustand, Teile des Daches sind bereits eingestürzt. Hier rollt die Einheit 425 502/002 als RB 36263 Salzwedel - Stendal an den Bahnsteig, 22.08.2010.

 

Die eigentlich für den schnellen Güterverkehr gebaute Baureihe 41 fuhr in der Altmark auch oft im Personen- und sogar im Schnellzugdienst. Hier fährt die Oebisfelder 41 1079 mit dem P 9424 Stendal - Oebisfelde aus Gardelegen aus, 02.04.1982.
Nach einem Kreuzungshalt im Bahnhof Gardelegen gibt sich das Lokpersonal von 41 1144 alle Mühe, den Dg 53732 Stendal - Oebisfelde schnellstmöglich wieder auf Tempo zu bringen - der wohlverdiente Feierabend wartete, 05.11.1982.
Ihre erste Silvester-Sonderfahrt führten die Oebisfelder Eisenbahnfreunde zum Jahreswechsel 1990/1991 nach Beetzendorf durch. Die Vereinslok 50 3606 wurde dabei von der Staßfurter 50 3695 unterstützt, die einst den planmäßigen Dampflokeinsatz im Streckendienst beim Bw Oebisfelde im Frühjahr 1987 beendete. Gegen 23.55 Uhr erleuchteten die ersten Raketen den Nachthimmel über Beetzendorf.
An der Lehrter Bahn standen auch in der Altmark jeweils mittig zwischen den Bahnhöfen Blockstellen, um eine schnellere Zugfolge zu ermöglichen. Eine davon war die Blockstelle 107 bei Kloster Neuendorf, die hier von 41 1185 mit einem Sonderzug nach Berlin passiert wird, 03.10.1991.
Beim letzten großen Altmarkplandampf im Jahre 1994 war die Schweriner 91 134 auf den verbliebenen ehemaligen Kleinbahnstrecken der Altmark im Einsatz, hier überquert sie mit dem PmG 6857 Dähre - Salzwedel am Abzweig Jeetze die Oebisfelder Strecke, 08.04.1994.

 

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