Oebisfelde-Gardelegen-Stendal

Beginnen wir nun unsere virtuelle Altmark-Dampfreise mit meiner "Hausstrecke", der damaligen Reichsbahn-Kursbuchstrecke 750. Die bereits 1871 eröffnete Strecke ist Teil der wichtigen Ost-West Verbindung Berlin-Hannover. In der Zeit, als die Fotos entstanden, hatte sie den Flair der alten "Rennstrecke" noch teilweise erhalten können. Nach dem Krieg des zweiten Gleises beraubt, büßte sie durch die Grenzziehung erheblich an Bedeutung ein. Während der grenzüberschreitende Reiseverkehr überwiegend über den Übergang Marienborn-Helmstedt abgewickelt wurde, lief hier ein Großteil des grenzüberschreitenden Güterverkehrs. Diese Züge waren in den achtziger Jahren aber schon fest in den Händen der Dieseltraktion, so das den letzten Dampfloks hier der regionale Personen- und Güterverkehr verblieb. Der war allerdings nicht sehr dicht, anders als in den heutzutage gängigen Taktfahrplänen fuhren beispielsweise die Personenzüge damals zu unterschiedlichen Zeiten durchschnittlich nur alle drei Stunden je Richtung. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands mußte diese Strecke von allen Altmarkbahnen die größten Veränderungen über sich ergehen lassen, durch den Bau der Neubaustrecke Berlin - Wolfsburg ist sie heute praktisch eine dreigleisige Hauptbahn. Die Strecke wurde teilweise neu trassiert und dient heute fast ausschließlich dem Personenverkehr. Die elektrifizierte Schnellfahrstrecke durchquert die Altmark aber sozusagen exterritorial, da es nur in Stendal die Möglichkeit gibt, Züge dieser Strecke an einen Bahnsteig zu bekommen. Die sogenannte Stammbahn ist immer noch nicht elektrifiziert worden und wird heute im Regionalverkehr mit Dieseltriebwagen der Baureihe 642 bedient.

Dampfeinsätze in den achtziger Jahren fuhren hier überwiegend die Oebisfelder Lokomotiven der Baureihen 41 und 50. Im Winterfahrplan 1981 / 82 kamen nochmal die Salzwedeler 50 mit einem Güterzugpaar auf die Strecke, während die Stendaler 50 nur noch selten außerplanmäßig die Strecke befuhren. Ab 1983 ging der Dampflokeinsatz immer weiter zurück, im Mai 1985 beendete die letzte Oebisfelder 41 (1231) den planmäßigen Einsatz. Danach gab es bis April 1987 noch unregelmäßige Einsätze der Oebisfelder Heizloks der Baureihe 50 im Streckendienst. In diesem "Rentnerplan" fuhren ergraute Lokführer, die offenbar nicht mehr auf Diesel umgesattelt hatten, die allerletzten Dampfeinsätze auf dieser Strecke.

Da der Bahnhof Oebisfelde Grenzbahnhof war, herrschte hier strengstes Fotografierverbot. Auch als Bürger der DDR durfte man den Bahnhof nur auf Durchreise benutzen, beim Umsteigen stand man unter Dauerbeobachtung durch die Organe. Auf der Straße war für den Normalbürger 3 Kilometer vor Oebisfelde am Kontrollpunkt der Polizei Schluß. So war für mich die zum Kreuzungsbahnhof ausgebaute Blockstelle 129 bei Bergfriede die erste Fotomöglichkeit hinter Oebisfelde.