Werdegang

Seite 1 - so fing es an

Ich bin geboren und aufgewachsen in Gardelegen / Altmark. So fühle ich mich als echter Altmärker, obwohl meine Eltern nur durch die Wirren des zweiten Weltkrieges in die Altmark gerieten. Die Wurzeln ihrer Familien waren in der Neumark, in Oberbayern und im Berliner Raum. Während meiner ersten Lebensjahre wohnten wir am Gardelegener Kleinbahnhof, wo die Kleinbahnstrecke nach Kalbe / Milde das Gardelegener Stadtgebiet verließ. Vom Wohnzimmerfenster hatte man einen Panoramablick auf den Bahnhof, vom Schlafzimmer aus konnte man die Strecke nach Kalbe einsehen. Den Berichten meiner Eltern nach war ich schon als Dreijähriger ein begeisterter Eisenbahnfan und verfolgte nach Kalbe ausfahrende Züge stets durch die Wohnung. Das Größte für mich war, wenn mein Vater am Sonntag mit mir eine Fahrt mit der Kleinbahn zum Staatsbahnhof unternahm.
Das Gelände des Gardelegener Kleinbahnhofes im Jahre1994. Neu entstanden sind die Zoohandlung in der Bildmitte hinter den Anhängern und das Arbeitsamt hinter dem ehemaligen Bahnhofsgebäude auf der linken Bildseite. Ganz links das Mietshaus, in dem ich meine ersten Lebensjahre wohnte.

 

Später ging es oft mit meiner Mutter zu den Großeltern, die sich in Eichstedt / Altmark - gelegen an der Hauptbahn Stendal-Wittenberge - niedergelassen hatten. Mein Großvater arbeitete dort seine letzten Jahre als Wärter auf einem einsamen Schrankenposten. Wir besuchten ihn dort oft während seines Dienstes und ich durfte ihm beim Bedienen der Schranke helfen. Zu Weihnachten bekam ich von ihm meine erste Modelleisenbahn, leider starb mein geliebter Opa, als ich sechs Jahre alt war. Bei der Oma war es mir zu langweilig, so lungerte ich oft am Eichstedter Bahnhof herum. Eines Tages öffnete sich das Stellwerksfenster, "willst du mal raufkommen" - natürlich wollte ich. Aus mal wurde oft, es entwickelte sich daraus eine Freundschaft mit einem der Fahrdienstleiter. Meine Eltern wunderten sich nur, warum ich plötzlich so gern zur Oma fuhr. Ich verbrachte fortan einen Großteil meiner Ferien in Eichstedt und mit zwölf hätte ich das Stellwerk auch schon allein bedienen können. Die zweigleisige Hauptstrecke war dichtbefahren, die Baureihenvielfalt enorm und die meisten Züge waren dampfbespannt. Vor allem an die Schnellzüge mit den Wittenberger 01.5 erinnere ich mich gern zurück, aus Richtung Stendal hatte der Heizer oft soviel Öl verbrannt, daß in Eichstedt die Sicherheitsventile abbliesen.
Der Bahnhof Eichstedt / Altmark im Jahre 1987 nach der Elektrifizierung mit einem ausfahrenden Gex in Richtung Stendal. Der von 132 002 gezogene Zug mußte abstandsbedingt außerplanmäßig halten. In dem Stellwerk verbrachte ich einen Großteil meiner Schulferien.

 

Das in mir gewachsenen Interesse an der Eisenbahn setzte ich auf meiner Modellbahn um, meine Anlage baute ich schon damals möglichst vorbild- und epochengerecht. Meine Eltern überredete ich zum Abo des "Modelleisenbahners", der einzigen Hobbyzeitschrift für Freunde der großen und kleinen Bahn in der DDR. Als 1980 in der Zeitschrift eine Lokausstellung in Magdeburg angekündigt wurde bekam ich Lust, diese zu besuchen. Meinen Fotoapparat nahm ich mit, um die Gelegenheit für ein paar Fotos von den Ausstellungsobjekten zu nutzen. Vorherige Versuche meinerseits Eisenbahn zu fotografieren waren von meinen Eltern mit der Weisung unterbunden worden, daß das Fotografieren der Bahn in der DDR streng verboten sei! Auf dem Magdeburger Hauptbahnhof bekam mein Weltbild erste Risse, denn da wurde nicht nur auf der Ausstellung fotografiert. Als am Bahnsteig 5 der P 6454 nach Oebisfelde mit 41 1185 einfuhr, waren plötzlich viele Fotografen zur Stelle. Sie knipsten ungeniert im Angesicht der Transportpolizei, was das Zeug hielt. Diese Gelegenheit nutzte auch ich aus, meine allerersten Betriebsaufnahmen von der DR entstanden. Es sollten nicht die letzten gewesen sein.

 

Etwa ein Jahr später bekam ich von meinem Cousin einen Stapel "Technikus" Hefte geschenkt, eine ebenfalls monatlich erscheinende Zeitschrift, die über alle Felder der Technik berichtete. Darunter war auch das Augustheft 1980 mit dem Titel "Sie dampfen noch", in dem Heft war eine Abhandlung über den vermeintlich zu Ende gehenden Dampflokeinsatz der DR. So erfuhr ich, das die allerletzten Exemplare der Baureihe 41 ausgerechnet bei mir vor der Haustür fuhren. Das Bw Oebisfelde sei das Auslauf-Bw für diese Baureihe und setze die letzten Maschinen im Personen- und Güterzugdienst ein. Dieser Beitrag war letztlich der Auslöser, um mich für die "Erinnerungsbilder" der Baureihe 41 zu motivieren!

 

Ist das Eisenbahnfotografieren denn nun erlaubt oder doch verboten? Als ich am 06.08.1981 auf Materialbeschaffung für meine Modellbahn nach Stendal fuhr, machte ich einen Test. Ich wußte von diversen Reisen, daß der D 931 aus Salzwedel mit der Baureihe 50 nach Stendal kam, wo er auf 132 umgespannt wurde. Mit ungutem Gefühl in Sichtweite der Transportpolizei lichtete ich 50 3618 mit dem Zug als einziger anwesender Fotograf ab und siehe da, die Trapo ließ das völlig kalt. Die Aktion "Erinnerungsbilder von der Baureihe 41" konnte also gestartet werden.

 

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